Am 1. September 1939 sprach meine Mutter mit einer Nachbarin über den erklärten Krieg.Dieses Bild hat sich mir eingeprägt, da beide Frauen sehr aufgeregt miteinander sprachen.

 

Im April 1940 wurde ich in Achim/Krs. Verden eingeschult. Wir lernten noch die sogenannte  Deutsche-Schrift:

Im Januar 1941 zogen wir nach Bremen. Dort kam ich in die Volksschule an der Lessingstr. Hier wurde "Lateinisch" geschrieben. Anschließend wurde mein Vater nach Polen versetzt.

Meine beiden älteren Brüder und ich 1941 -1942 bei Marktdorf / Bodensee

 Daher wurden meine beiden älteren Brüder und ich mit der sogenannten "Kinderlandverschickung"  (KLV)  im April 1941 nach Süddeutschland zu Pflegefamilien geschickt. Ein Jahr Dorfschule; dh. 1.-4. Klasse ein Raum und 5. - 8. Klasse 2. Raum 1 Lehrer. Im April 1942 war dann die ganze Familie wieder in Bremen. Mein Vater wurde kurz danach "eingezogen". Meine Brüder mit der KLV nach Arolsen/Hessen bzw. Freiberg/Sachsen.

Die Bremer Schulklasse in Kamenz/Sachsen 1943

 Harry und ich in Kamenz/Sachs. 1943

 

 

Ich fuhr mit meiner Schulklasse einschließlich Lehrerin aus der Bremer "Schule an der Lessingstr." nach Kamenz/Sachsen. Geburtstadt von Gotthold-Ephraim Lessing. Ein paar Schüler waren nicht aus Bremen, sondern z.B. aus Wesermünde (Bremerhaven) und andere Städte. Die Schüler wurden einzeln in Pflegefamilien untergebracht. Der Unterricht wurde wechselweise mit den einheimischen Schülern durchgeführt; d.h. eine Woche hatten wir Vormittags Unterricht, dann in der nächsten Woche Nachmittags.

 

Besuch meiner Mutter(4.v.l.) in Eselsburg bei Kamenz 1943 mit meinen Pflegeeltern

Am 17.Dezember 1943 hat mich meine Lehrerin von meiner Pflegemutter weggeholt und nach Eselsburg bei Kamenz zu einem Bauernhof gebracht. Dort ging es mir dann besser.

 

Im Oktober wurde ich 10 Jahre und musste zum "Dienst". Von 10 -14 Jahre waren wir Pimpfe in der "Deutschen - Jugend". Ab 14 Jahre wurde man "Hitler-Junge". Wir lernten Marschieren, Zielen mit dem Gewehr (ein Gewehr wurde auf ein Sandsack gedrückt, dann mussten wir das Gewehr so ausrichten, dass Kimme und Korn genau auf die Mitte der Zielscheibe trafen.) Der Jungzugführer überprüfte das dann. Wir wurden über die Wiesen und Felder "gejagd" und mussten bei Befehl wechselweise "hinlegen" "aufstehen". Beim sogenannten Geländespiel musste unser Fähnlein einen Berg "verteidigen" - wir Jüngsten mussten uns "tarnen", damit wir nicht entdeckt wurden. Die älteren Pimpfe durften dann um den Wimpel "kämpfen". Jeder Pimpf hatte ein Bändchen am Arm, wem dies abgerissen wurde der war "Tot" und durfte nichts mehr tun. Sieger war das Fähnlein, dass am Ende den Wimpel hatte.

 

Von meiner Mutter erhielt ich die Nachricht, dass kurz vor Weihnachten 1943 das Haus in dem wir zur Miete wohnten, durch Brandbomben ausgebrannt ist. Zum Glück konnte eine gleiche Wohnung in der Strasse sofort bezogen werden. 

Am 3. Februar 1944 erhielt ich mein letztes Zeugnis in Kamenz von meiner Bremer Lehrerin. Danach bin ich ohne Klassenkameraden nach Bremen zurückgebracht worden. Ich ging dort in die "Sammelschule an der Lessingstr." So hieß die Schule jetzt, weil die umliegenden Schulen entweder zerstört oder als Lazarett zweckentfremdet waren. In dieser Zeit erlebte ich die vielen Luftangriffe, die Bremen so zerstörten. Trotzdem gingen wir zur Schule und hatten oft im Hochbunker - der am Rande des Schulhofes war - in einem Raum Unterricht, weil immer öfter auch am Tage die Alarmsirenen heulten.

Nach einem Bombenangriff suchten wir Kinder Granatsplitter. Die konnte man an einer Sammelstelle abgeben. Bei einer bestimmten Menge erhielt man einen Papp(Stahl)helm. Dann spielten wir "Soldaten im Krieg", als Gewehr genügte ein Stock.

Nachts hatten wir uns zum Schlafen nicht mehr ausgezogen, lediglich die Schuhe legten wir ab. (Ich kann heute noch nachfühlen, -als unsere Mutter am 8. Mai 1945 sagte, wir dürfen uns beim Schlafen wieder ausziehen -, was für ein wohliges Gefühl es im Bett war.)